30.05.2012

Rendevouz mit Giovanni Battista Monteggia?

In Realität wohl kaum, lebte dieser doch Ende 18. Anfang 19. Jahrhundert! Aber als Fraktur kann man ihm noch heute begegnen, einer meiner vielen Frakturen ist die sog. Monteggia-Fraktur des Ellenbogens.
Jaja, ich weiss, das ist jetzt nicht der Oberschenkel, aber wer hat gesagt, dass ich hier nur über eine Extremität schreiben würde;-))
Erstaunlicherweise hat Monteggia diese Fraktur das erste Mal schon 1813 beschrieben; als es noch keine Autos und dementsprechend auch noch keine Autounfälle gegeben hat.
Was ist eine Monteggia-Fraktur? Ein Kombinationsbruch von proximaler Elle mit Luxation des Radiusköpchens. Ensteht meist durch Unfall oder Sturz auf den gebeugten Ellenbogen.
Bei mir war es dann wohl die Krafteinwirkung des Lenkrades auf den Arm, denn ich sass ja hinter dem Steuer, als der Frontaleinschlag kam.
Was nicht nur die Monteggia-Fraktur zur Folge hatte, sondern zusätzlich noch eine supradiakondyläre Humerusfraktur, also eine Fraktur des Oberarms über beide Kondylen am Ellenbogen.
Man hätte sozusagen das komplette Ellenbogengelenk herausnehmen können.

Da die operative Versorgung dieser Verletzung in Bauchlage erfolgt, konnte ich mich in den ersten vier Wochen meines Klinikaufenthaltes eines externen Fixateurs erfreuen, und ich meine das ernst, das Ding war richtig praktisch. Viel leichter als ein Gips und wenn ich den linken Arm anders lagern wollte, konnte ich den Fixateur quasi als Griff benutzen.
Außerdem stehe ich ja auf Technik und mechanisches Spielzeug und so war das für mich längst nicht so gruselig anzusehen wie für manch einen meiner Besucher.
Nachdem meine Ärzte dann der Meinung waren, dass ich soweit wieder hergestellt sei, dass ich diese OP in Bauchlage überstehen würde, wurde sie durchgeführt. Der Gips, den ich dann eine Woche am Arm hatte, war dermassen schwer, dass ich den Arm kaum heben konnte. Aber das war so gewollt, man wollte, dass ich den Arm in absoluter Ruhelage lasse.
Danach bekam ich eine schicke Plasitk-Schale und mein Physiotherapeut hatte ein neues Gelenk zum Bearbeiten.
Inzwischen komme ich doch schon wieder an meine Nase und kann ein Glas zum Mund führen.
Wenn jetzt dann noch die Rotation des Unterarms nach eienr weiteren OP wiederhergestellt werden kann...... Aber das dauert noch ein Weilchen, bis das in Angriff genommen wird.

16.05.2012

Was macht Aristoteles in der Wanne des Patienten?

Wenn man es geschichtlich betrachtet eigentlich nichts, ausser er räkelt sich als Mosaik am Boden der Wanne und zeigt das humanistische Faible des Wannenbesitzers.

Wenn diese Frage (dem Sinne nach) aber ein Unfallchirurg den Studenten in der Vorlesung stellt, dann lautet die Antwort im besten Falle: Er bringt die Wanne zum Überlaufen;-)

Langsam füllt sich der Hörsaal
Einige Zeit, nachdem ich aus der Intensivstation heraus gekommen war und mich auf der Unfallstation schon richtig "heimisch" fühlte, sprach mich mein behandelnder Arzt an und fragte mich, ob ich bei einer seiner Vorlesungen sozusagen als lebendes Objekt fungieren wollte. Er hätte am nächsten Morgen eine Vorlesung zum Thema "Polytrauma" und ich sei ja nun ein  Paradebeispiel dafür.
Hurra, endlich etwas anderes als Physiotherapie, Bettenwechsel, Röntgen, OP's, Verbandswechsel und was einem sonst so als "bettlägrigen" Patienten so im Laufe eines Tages wiederfährt - oder auch nicht.
Endlich einmal raus aus dem Zimmer und nicht immer nur den gleichen Blick aus dem Fenster!
Ausserdem bin ich ja von Berufs wegen den Umgang mit Studenten gewohnt, wenn auch nicht in dieser Rolle. Also war ich natürlich mit Begeisterung dabei und ließ mich am nächsten Morgen hübsch angerichtet in meinen hydraulischen Superbettchen in den Hörsall fahren.
Der füllte sich dann auch bis auf den letzten Platz und nachdem ich dann noch ein Mikrofon in die Hand - äh auf den Bauch - gelegt bekommen hatte, konnte es losgehen.
Die Fragen der Studenten konnte ich einfach beantworten, wie es zu den Verletzungen gekommen sei, ob ich mich erinnern könnte, ob ich Schmerzen hätte und so weiter und so weiter.
Die Frage, warum nicht alle Verletzungen gleich versorgt worden waren, sondern erst nach und nach, gab ich dann an meinen Arzt weiter und der erklärte dann das Behandlungsverfahren bei einem Polytrauma.
Und da eben kam Aristoteles ins Spiel!
Der tat wohl den Ausspruch "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" Bei der Behandlung eines Polytraumas gilt umgekehrt der Ausspruch "Die Summe der Teile ist größer als das Ganze", was wohl so zu interpretieren ist, dass die Behandlung der einzelnen Verletzungen auf einmal die Summe dessen, was der Körper verarbeiten kann, übersteigt.
Denn jede Operation zur Behandlung einer Verletzung bedeutet ein weiteres Trauma für den Körper.

Bildlich gesprochen: Der Arzt hat eine Badewanne mit einem bestimmten Fassungsvermögen vor sich. In der Wanne befindet sich eine bestimte Menge an Flüssigkeit. In diese Wanne legt er nun den Patienten mit Polytrauma hinein. Der Flüssigkeitsspiegel steigt. Im Idealfall nicht über den Wannenrand. Der Patient überlebt. Was aber ist, wenn in der Wanne schon Aristoteles liegt? Also unsichtbar sich in der Flüssigkeit eine Vorerkrankung, eine weitere Verletzung etc. liegt? Kommt dann der Patient in die Wanne, dann läuft sie über.
Oder so ähnlich.:-)
Auf jeden Fall eine sehr spannende Vorlesung! Meine erste Medizinvorlesung überhaupt und ich muss sagen; bei so einem Lehrer hätte mir mein Studium manches Mal mehr Spaß gemacht.


10.05.2012

Wieder Auto mobil

Knapp sieben Monate nach meinem Unfall habe ich mir wieder ein Stück "altes" Leben zurück erobert: ich bin wieder mobil, meine Garage wird wieder von einem Auto bewohnt, das mich getreulich von A nach B bringt.
Zum Glück verbinde ich mit dem Autofahren keinerlei negativen Gefühle, eine Erinnerung an das Ereignis habe ich immer noch nicht und so hatte ich von Anfang an keine Probleme, wieder in einem Auto zu sitzen.
Ausserdem fahre ich gerne Auto, auch anspruchsvolle spannende Strecken und daran hat sich zum Glück nichts geändert.