06.12.2012

Wenn wir schonmal dabei sind....

und wir Sie in Vollnarkose haben, dann können wir ja neben der PRUG-OP auch noch den Femurnagel austauschen. Sie sind ja hartgesotten und können einiges ab.

Ooops, da hält aber einer viel von meinen Nehmer-Qualitäten! Klar, ich finde es auch gut, wenn man mehrere Sachen in einem Aufwasch erledigen kann; aber jetzt so im Nachhinein; so nach 2 Tagen darüber geschlafen.... ob ich das wirklich so packe? Oder nehme ich mir da grade mal wieder zu viel vor?

Naja, die OP-Vorbereitung ist erst Mitte Februar; vielleicht bin ich mir bis dahin sicherer, oder habe mich noch besser informiert.....

  • Wie lange dauert so eine OP des proximalen Ullnagelenks zur Wiederherstelung der Pro/Supination?
  • Wie lange dauert das Entfernen eines unaufgebohrten Femurnagels und das Einbringen eines neuen, dickeren? OK, der Zugang und der Kanal sind ja dann schon vorhanden, das Einbringen sollte dann wohl schneller gehen als beim ersten; zumal ja jetzt aus den vielen Trümmern zwei große geworden sind. Endlich! Damals hat die OP 1 1/2 Stunden gedauert, müsste also dieses Mal schneller gehen.
Ach Mensch, es bräuchte einfach eine Laienfragestunde für solch technische Details; oder ein Forum oder eine Selbsthilfegruppe für interessierte Unfallopfer, die die technische Seite der OPs, der ganzen Behandlung etc. interessiert.

06.11.2012

Lieber Prof. O.

Ich hätte da mal ein paar Fragen.....
Wir kennen uns ja nun schon ein Jahr, naja, sie haben mich vor einem Jahr in denkbar schlechten Zustand getroffen und alles getan, dass es mir wieder gut ging. 
  • Aber wie ist das eigentlich, hören Sie Musik, wenn Sie operieren? Und wenn ja, welche? Stimmt es, dass der die Musik bestimmt, der zuerst den mp3-player eingestöpselt hat? 
  • Wie läuft das ab, wenn sowas wie ich angekündigt wird. Kriegen Sie als Chef dann automatisch eine Nachricht oder probieren die anderen es erst mal selbst? Will fragen; gibt es Diagnosen, bei denen feststeht 'nee klar, ist Chefsache? 
  • Darf man als Nichtpatient eigentlich in die Intensivabt. zurück kommen und die behandelnden Ärzte von damals aufsuchen und kennenlernen? Ich kann mich nämlich an keinen erinnern. 
  • Was mich zur Frage führt, warum kann ich mich an die Woche nicht erinnern? Der Unfall, Ok, den werde ich wohl nie als reales Ereignis empfinden können; einfach weil die Fahrt vorher endet. Aber die Woche danach ist bis auf ein paar Blitzlichter einfach weg. 
  • Ist mein Hirn einfach zu blöd, um sich daran zu erinnern oder waren das Medikamente? 
  • Bisher hat mir noch keiner meiner Ärzte erzählt, wie mein Zustand bei der Einlieferung denn wirklich war, ich hör immer nur manchmal so nebulöse Andeutungen von meiner Familie. Was war denn nun? Ich halt das aus, ist ja rum, bin ja noch da. Nur hätte ich einfach gerne mal ein Gespräch darüber, was wirklich Sache war damals.
 Tja, das sind so Fragen, die kann man eigentlich während der monatlichen Kontrolluntersuchung nicht stellen, da ist die Zeit irgendwie nie für. Aber irgendwer muss mir das doch irgendwann mal beantworten, oder ist das nicht drin? 
Darf ich als Patient meinen behandlenden Arzt mit solchen "nicht fachlichen" Fragen aufhalten?

 

12.10.2012

Genau ein Jahr.....

ist es her, dass sich mein Leben veränderte!

Und dann komme ich abends nach der Arbeit an mein Auto; der Parkplatz auf dem Unicampus ist ein ganzes Stück weg in direkter Nachbarschaft zum Helilandeplatz und da steht... Christoph 53!
To be continued..

11.10.2012

Fast wie nach Hause kommen... Teil 1

war die Rückkehr zur Station 36-2, zur Aufnahme wegen der anstehenden Bolzenentfernung.
Davor jedoch eine kleine Reise durch das Klinikum zum Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesisten. Von Haus 35 durch das Haus 29 durchgehen in das Haus 1; huch, da war ich doch auch schon mal, und dann weiter zu Haus 2 Ebene 2; oder war es jetzt Haus 1 Ebene 1?
Nein, da ein Schild "Anmeldung Anästhesie". Gut, anklopfen und keine Nummer ziehen, sondern direkt sagen, dass man da ist und dann den Fragebogen ausfüllen.
Mist, das Zimmer ist verwaist, auch sonst kein Counter in der Nähe; der einzige in Sichtweite gehört zum zentralen Schlaflabor. Gut, vielleicht ist eine Narkose ja im weitesten Sinne auch in die Kategorie Schlaf einzuordnen, aber da bin ich bestimmt nicht richtig.
Als Übersprungshandlung erstmal auf Toilette, dann nochmals zum Anmeldezimmer tigern, immer noch leer! Vielleicht sollte ich doch eine Nummer ziehen, so rein vorsorglich??
Schon wollte mein Zeigefinger die Nummernproduzierknopf drücken, da fiel mein Blick auf den Hinweis in Plakatgrösse vor mir:
BG Fälle direkt in Zimmer XY melden.
Wie, war das vor 5 Minuten auch schon da?
Also gut, ein Blick auf den Notausgangsplan an der gegenüberliegenden Wand geworfen und losmarschiert.
Ein winziger Hinweis an der übernächsten Ecke schickte mich weiter und direkt vor den Eingang von 22-2; also genau vor die Intensivstation.
Alles in mir sträubte sich, da will ich nicht hin! Vor dem Eingang rechts ein kleiner Raum, "Warteraum für die Angehörigen". Klein aber hell und freundlich. "Da mussten wir dann immer in so einem kleinen Raum warten, bevor wir zu dir durften... das ging immer nur mit Anmeldung über so eine Gegensprechanlage..."
Plötzlich war mir diese Erzählung meiner Angehörigen wieder präsent und ich spürte, wie mir heiss und kalt wurde und mir die Tränen in die Augen stiegen. Hier war das also! Plötzlich fühlte ich mich hilflos und allein und hätte sehr viel für eine tröstende Umarmung gegeben.
Stimmen näherten sich und drei Frauen betraten den Raum und schauten neugierig zu mir herüber. Ich floh, fasste meinen Mut zusammen und machte mich auf den Weg, vorbei an den Türen mit Gegensprechanlage, vorbei an gerade hereingeschobenen Patienten.
Unwohl und fehl am Platz kam ich mir vor, durfte ich so hier hindurchspazieren, ohne Aufsicht; niemand war da, der kontrollieren konnte, ob ich hier hin gehöre oder nicht...
Zum Glück kam mir am Ende der Station eine Schwester entgegen und bestätigte mir mit knappen Worten, dass ich durchaus richtig sei und nur noch weiter den Gang entlang laufen sollte, "da kommt dann links die Anästhesie!"Noch innerlich aufgewühlt setzte ich meinen Weg fort.
Anmeldung Anästhesie - endlich wieder auf ungefährlichem Terrain!


20.08.2012

Ich sehe nur noch Femur

Wie heisst eigentlich die Mehrzahl von Femur?
Femurs; Femure oder Femuren?
Naja, sei's wie es ist, aber nicht nur, dass mir jetzt schon im Wald die Femurknochen hingelegt werden
nein, selbst die Zeitschriften drucken plötzlich futuristische Gebäude in Femurform auf ihre Titelblätter!
Und da soll man mal nicht auf diesen Knochen fixiert werden.

"Alte Bekannte"

Da kommt man 10 Monate nach seinem Unfall zur monatlichen Roentgenkontrolle, ob der kleine Femur nun auch endlich grade und überhaupt zusammenwächst, und dann trifft man in der Roentgenabteilung einen jungen Mann, der einem irgendwie bekannt vorkommt: und richtig, vor 10 Monaten machte er gerade seine ersten
Schritte auf Starion 36-2, wo ich nach der Intensivstation die nächsten 5 Wochen verbringen durfte.
Das war eine nette Begegnung, vorallem weil er sich so freute, mich wieder auf den Beinen zu sehen; damals hat er mich ja nur als ein hilflos auf dem Rücken liegendes Etwas kennen gelernt.
Wenn das mal kein gutes Vorzeichen ist! Außerdem kam der Prof. Gut gelaunt und vom Urlaub sonnengebräunt über den Gang; also wenn da nicht ein dickes OK für den Badeurlaub bei rauskommt...
Aber warten wir ab... später mehr an dieser Stelle

17.07.2012

Der Klügere gibt nach...

so die Aussage meines Professors beim Anblick des neuesten Röntgenbildes letzten Freitag.
In diesem Falle meinte er das Implantat in meinem Oberschenkel, genauer gesagt eine der Sperrschrauben, die den Marknagel an seiner Position halten.
Die unterste Sperrschraube ist, wie im neuen Röntgenbild zu sehen ist, gebrochen. hier habe ich leider nur ein CT-Bild von vor 4 Wochen.
Der Bruch der Schraube erklärt nun einerseits die vor 2 Wochen plötzlich aufgetretenen Schmerzen in Knienähe, bedeutet andererseits aber auch, dass sich noch was tut.
Durch die Dynamik und Eigenbewegung des Knochens und des Implantats ist es zu der - vom Professor nicht ungewollten - Zusammenstauchung gekommen; die Knochenstücke sind mehr zusammengerückt worden; teilweise stehen sie endlich Stoss auf Stoss.

Nun kann ich mir überlegen, ob ich in 5 Wochen die zweite Sperrschraube entfernen lassen will, um diesen Stauchungseffekt noch zu verstärken und das endlich einsetzende Knochenwachstum zu forcieren oder abzuwarten, ob nicht auch hier die Zeit für mich arbeitet und ich die zweite Schraube auch so durchkriege.

Ansonsten heisst es mal wieder: OP im ...Klinikum; aber nur eine Übernachtung zur Sicherheit.

25.06.2012

Hurra, es ist ein Femur geworden!

Gestern ist der Unfall 9 Monate her; doch ein Grund zu Feiern, oder?
Wenn man sich vorstellt, dass in dieser Zeit ein neues Leben entsteht und ich immer noch an der Produktion bzw. Reparatur eines einzelnen Femur knabbere.....

Könnte mir ja jetzt langsam Gedanken über einen Namen machen; ist ein linker Femur eigentlich eher männlich oder weiblich?
Tröstlich ist wengstens die Prognose, dass ich in 1 bis 2 Jahren wieder ganz normal Laufen können soll; ein Baby fängt auch so mit 1 Jahr an, seine ersten Schritte zu machen, oder?;-)

Jaja, ich weiß, Geduld, Geduld, Geduld. Aber so manches Mal fällt es mir einfach schwer, immer nur zuzuschauen und nicht beim Sport mitmachen zu können. Oder mal eben schnell wohin zu laufen. Eben geht ja noch, aber schnell... Ooohh, manchmal hab ich doch ganz schönen Frust; auf mich, auf mein Bein; eigentlich sollte ich auf den Verursacher wütend sein, aber irgendwie kommen mir solche Gedanken nie; suche die "Schuld" immer irgendwie bei mir. Dass es nicht so vorwärts geht, wie es sollte ist ja auch nicht dessen Schuld. Und der Unfall ist für mich ja nicht als reales Ereignis verankert; also auch nicht real. Oder so. Ach irgendwie verquast und vermurkst.
Naja, wenigstens ist mir mein Humor nicht abhanden gekommen... Auch wenn er mnachmal rabenschwarz daher kommt. Aber wir Krüppel dürfen das; sagte mir unlängst ein rollstuhlfahrender Bekannter.

Also, hiermit gebe ich freudig die Nichtankunft eines intakten linken Femur bekannt:
Grösse: 48 cm
Gewicht (mit Metall) : 2400 gr

Der kleine Ottokar erfreut sich mittelprächtiger Gesundheit und wächst hoffentlich fleissig weiter.





Gedankensammlung - Was noch zu schreiben wäre

 
  • Auftrieb Nudel oder Brett - praktische Physik im Therapiebecken
  • Ich google meinen Arzt - eine kleine Einführung
  • Wer bezahlt was - Krankenkasse, Berufsgenossenschaft oder wer?
  • Ärztliche Zweitmeinung - und Konsequenzen
  • gemeinnütziges Verhalten danach - dem zweiten Leben einen neuen Sinn geben
  • Verschlüsselungs- und Kodierungsexkurs - alles DRG oder was?
  • Arztsprache und Patientenverständnis - Kommunikation ist alles
  • Die Akte des Unfalls
  • Risikofaktor Frau - sind Frauen etwa zu kritisch?

13.06.2012

Unfallfolge oder einfach nur Befindlichkeiten?

Ich bin im Grunde meines Herzens ein Optimist; ein unverbesserlicher Optimist, wie man mir einmal sagte.

Doch manchmal verlässt mich meine Zuversicht auf ein baldiges schmerzfreies Dasein. Nun ist Zeit relativ und in den Augen meines Unfallchirurgen und Orthopäden ist ein Jahr für die damals davongetragenen Verletzungen gar nicht, aber dafür bin ich ja auch Patient:-) Ich vertraue meinem Arzt und der Klinik, was bisher gemacht wurde hat mir nicht nur das Leben erhalten, sondern mich auch wieder zu einem fast normalen Leben zurück geführt und was er mir vorhergesagt hat, traf alles ein bisher; aber wie es so ist: das geht für den Laien nicht immer schnell genug und vor allem es ist längst nicht mehr so schmerzfrei wie damals die 6 Wochen in der Unfallstation. Man war das ein gutes Zeug:-), ich war die ersten Wochen nach der Intensivstation mehr oder weniger dauerhigh, aber auch als die schweren Sachen dann so später abgesetzt wurden; ich hatte weniger Schmerzen als jetzt an manchen Tagen. Aber ich nehme es sportlich; jetzt endlich zahlt sich meine Erfahrung von den wöchentlichen 20 km Touren beim IVV und den 10 Jahren Basketballspielen aus. Schmerz kann beherrscht werden, man muss ihn annehmen und akzeptieren und sportlich nehmen. Aber manchmal kotzt es mich einfach an, wenn ich bei jedem Aufstehen erstmal vor Schmerzen einknicke und innehalten muss, bis es wieder geht; es nervt, wenn ich von der Mensa vor Schmerzen kaum mehr ins Erdgeschoss runterkomme und ich nach jedem Schritt mich zur nächsten Stufe zwingen muss, will ich nicht den Rest des Tages auf der Treppe verbringen. Wenn man so in der Zeitung liest, dass Sportler nach ein paar Wochen wieder fit sind und wieder Topleistungen bringen und ich humple wie Quasimodo über den Campus.... So geduldig ich seit dem Unfall mit meinen Mitmenschen bin, so ungeduldig bin ich mit meinem Körper; ungerecht ihm gegenüber wahrscheinlich, denn wenn ich mir mal die ganzen Knochenbrüche ins Gedächnis rufe, dann hat er ja schon viel geschafft. Also Geduld Geduld Geduld.

09.06.2012

Wenn die Kommunikation nicht stimmt

zwischen Arzt und Patient, dann ist das nicht sehr erfreulich; das steht ausser Frage.Aber auch die Kommunikation zwischen Angehörigen und Klinikpersonal ist ein immens wichtiger Faktor. Und nebenbei gesagt, die Kommunikation zwischen Kliniken und Ärzten beziehungsweise zwischen Kliniken selbst ist auch nicht immer optimal.

Kommunikation zwischen Arzt und Patient
Doch zuerst zu Punkt eins; wenn der Arzt sich auf seine Fachsprache zurückzieht; zwar alles erklärt und die Diagnose ausführlich bespricht und auch die anstehende Therapie und der Patient trotzdem - aus welchen Gründen auch immer - nicht vollkommen im Bilde ist, was er denn nun eigentlich hat und wie es zu behandeln ist; nun dann geht der Patient mit einem Gefühl des Nichtverstanden-Seins nach Hause; ist vielleicht sogar enttäuscht, hält den Arzt im schlimmsten Fall sogar für abgehoben und arrogant; und die Chance auf eine gute Therapiemitarbeit schwindet.





Was könnten die Gründe für eine suboptimale Kommunikation sein?
  • Der Arzt erklärt zwar alles, aber nicht in der Sprache des Patienten, sondern in der ihm geläufigeren Fachsprache. Nicht jeder weiss sofort, was mit ..... ...... oder ........ gemeint ist."Der alte Arzt spricht Latein, der junge Englisch und der gute Arzt die Sprache seines Patienten" sagte Ursula Lehr einmal und trifft damit den Nagel auf den Kopf.
    Natürlich ist es einfacher, Sachverhalte in der einem am geläufigsten Sprache darzustellen; und unter Gleichgesinnten ist das auch sicher die Beste und effizienteste Art sich zu verständigen; aber der Patient ist nun mal in den meisten Fällen nicht ein Fachkollege. Ihm muss man die Sachverhalte in der ihm am geläufigsten Sprache darlegen. Und auch da gibt es durchaus Unterschiede. Denn auch der Patient kommt mit einem ihm geläufigen Fachsprachenschatz zum Arzt; sei es des Berufes wegen oder aus dem familiären Umfeld. So bedeutet eine Störung, ein Mangel oder ähnliches für einen Techniker unter Umständen etwas anderes als für eine Juristen oder Lehrer.
    Für den Arzt bedeutet dies, er muss sich ein Bild seines Patienten machen; welchen Backround hat er, welches Bildungsniveau in etwa und daran dann seine Sprache und Kommunikation anpassen. Hat er einen Patienten vor sich, der von der Situation an sich - ich spreche mit einem mir intellektuell überlegenen Arzt - schon total eingeschüchtert ist, dann sollte nicht nur der Transfer der Informationen im Vordergrund stehen, sondern zuerst einmal die Beziehungsebene zwischen Arzt und Patient auf eine annähernde Stufe gebracht werden. Vertrauensbildende maßnahme nennt man so etwas im Fachjargon. Der Arzt baut eine Verbindung außerhalb des medizinischen Umfelds auf, ein kleiner Smalltalk über das letzte Fußballspiel des hießigen Vereins etc. oder ähnliches. Einfach etwas, was dem Patienten das Gefühl gibt, dass der Arzt ihm gegenüber ein Mensch wie er ist; der in der Lage ist, mit ihm auf seiner Ebene zu kommunizieren.
    Natürlich ein Kraftakt, wenn man bedenkt, wieviele Patienten an einem Tag so in die Sprechstunde kommen!
    Gelingt dem Arzt aber dieses Herstellen einer persönlichen Verbindung - und die muss ja auch nur für den Moment gelten; keiner kann verlangen, dass der Arzt sämtliche Daten seiner Patienten im Kopf hat und nach Wochen noch weiß, worüber er - auserhalb des medizinischen - mit dem Patient geredet hat, dann steigen die Chancen auf eine gute Kommunikation und erfolgreiche Zusammenarbeit.
  • Auch der Patient muss etwas zu einer gelungenen Kommunikation beitragen! Wenn ich nicht nachfrage, wenn ich etwas nicht verstanden habe, dann kann ich als Patient später nicht sagen, dass der Arzt seinen Job nicht gut gemacht hätte. Irgendwie muss ich dem Arzt ein Signal geben, dass er gerade an mir vorbei redet oder unverständlich für mich ist. "Wer nicht fragt bleibt dumm!" Gerade beim Arztgespräch trifft dieser Ausspruch auf die Situation des Patienten zu. Gebe ich dem Arzt durch Nicken oder zustimmendes Schweigen das Gefühl, dass ich seine Ausführungen verstehe, dann wird er diese auch nicht weiter erklären oder in anderen Worten ausformulieren. Er verlässt sich auf das "Empfänger-Signal", das ich aussende. Habe ich Rückfragen, weil mir Zusammenhänge nicht klar sind die dem Arzt geläufig, ja selbstverständlich sind, dann uss ich als Patient den Arzt eben unterbrechen in seiner Ausführung; Fragen stellen, um Erklärung bitten etc.
    Ich kann nicht erwarten, dass der Arzt in mich hereinschauen kann und bemerkt, dass ich gerade nur Bahnhof verstanden habe.
  • Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!"


30.05.2012

Rendevouz mit Giovanni Battista Monteggia?

In Realität wohl kaum, lebte dieser doch Ende 18. Anfang 19. Jahrhundert! Aber als Fraktur kann man ihm noch heute begegnen, einer meiner vielen Frakturen ist die sog. Monteggia-Fraktur des Ellenbogens.
Jaja, ich weiss, das ist jetzt nicht der Oberschenkel, aber wer hat gesagt, dass ich hier nur über eine Extremität schreiben würde;-))
Erstaunlicherweise hat Monteggia diese Fraktur das erste Mal schon 1813 beschrieben; als es noch keine Autos und dementsprechend auch noch keine Autounfälle gegeben hat.
Was ist eine Monteggia-Fraktur? Ein Kombinationsbruch von proximaler Elle mit Luxation des Radiusköpchens. Ensteht meist durch Unfall oder Sturz auf den gebeugten Ellenbogen.
Bei mir war es dann wohl die Krafteinwirkung des Lenkrades auf den Arm, denn ich sass ja hinter dem Steuer, als der Frontaleinschlag kam.
Was nicht nur die Monteggia-Fraktur zur Folge hatte, sondern zusätzlich noch eine supradiakondyläre Humerusfraktur, also eine Fraktur des Oberarms über beide Kondylen am Ellenbogen.
Man hätte sozusagen das komplette Ellenbogengelenk herausnehmen können.

Da die operative Versorgung dieser Verletzung in Bauchlage erfolgt, konnte ich mich in den ersten vier Wochen meines Klinikaufenthaltes eines externen Fixateurs erfreuen, und ich meine das ernst, das Ding war richtig praktisch. Viel leichter als ein Gips und wenn ich den linken Arm anders lagern wollte, konnte ich den Fixateur quasi als Griff benutzen.
Außerdem stehe ich ja auf Technik und mechanisches Spielzeug und so war das für mich längst nicht so gruselig anzusehen wie für manch einen meiner Besucher.
Nachdem meine Ärzte dann der Meinung waren, dass ich soweit wieder hergestellt sei, dass ich diese OP in Bauchlage überstehen würde, wurde sie durchgeführt. Der Gips, den ich dann eine Woche am Arm hatte, war dermassen schwer, dass ich den Arm kaum heben konnte. Aber das war so gewollt, man wollte, dass ich den Arm in absoluter Ruhelage lasse.
Danach bekam ich eine schicke Plasitk-Schale und mein Physiotherapeut hatte ein neues Gelenk zum Bearbeiten.
Inzwischen komme ich doch schon wieder an meine Nase und kann ein Glas zum Mund führen.
Wenn jetzt dann noch die Rotation des Unterarms nach eienr weiteren OP wiederhergestellt werden kann...... Aber das dauert noch ein Weilchen, bis das in Angriff genommen wird.

16.05.2012

Was macht Aristoteles in der Wanne des Patienten?

Wenn man es geschichtlich betrachtet eigentlich nichts, ausser er räkelt sich als Mosaik am Boden der Wanne und zeigt das humanistische Faible des Wannenbesitzers.

Wenn diese Frage (dem Sinne nach) aber ein Unfallchirurg den Studenten in der Vorlesung stellt, dann lautet die Antwort im besten Falle: Er bringt die Wanne zum Überlaufen;-)

Langsam füllt sich der Hörsaal
Einige Zeit, nachdem ich aus der Intensivstation heraus gekommen war und mich auf der Unfallstation schon richtig "heimisch" fühlte, sprach mich mein behandelnder Arzt an und fragte mich, ob ich bei einer seiner Vorlesungen sozusagen als lebendes Objekt fungieren wollte. Er hätte am nächsten Morgen eine Vorlesung zum Thema "Polytrauma" und ich sei ja nun ein  Paradebeispiel dafür.
Hurra, endlich etwas anderes als Physiotherapie, Bettenwechsel, Röntgen, OP's, Verbandswechsel und was einem sonst so als "bettlägrigen" Patienten so im Laufe eines Tages wiederfährt - oder auch nicht.
Endlich einmal raus aus dem Zimmer und nicht immer nur den gleichen Blick aus dem Fenster!
Ausserdem bin ich ja von Berufs wegen den Umgang mit Studenten gewohnt, wenn auch nicht in dieser Rolle. Also war ich natürlich mit Begeisterung dabei und ließ mich am nächsten Morgen hübsch angerichtet in meinen hydraulischen Superbettchen in den Hörsall fahren.
Der füllte sich dann auch bis auf den letzten Platz und nachdem ich dann noch ein Mikrofon in die Hand - äh auf den Bauch - gelegt bekommen hatte, konnte es losgehen.
Die Fragen der Studenten konnte ich einfach beantworten, wie es zu den Verletzungen gekommen sei, ob ich mich erinnern könnte, ob ich Schmerzen hätte und so weiter und so weiter.
Die Frage, warum nicht alle Verletzungen gleich versorgt worden waren, sondern erst nach und nach, gab ich dann an meinen Arzt weiter und der erklärte dann das Behandlungsverfahren bei einem Polytrauma.
Und da eben kam Aristoteles ins Spiel!
Der tat wohl den Ausspruch "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" Bei der Behandlung eines Polytraumas gilt umgekehrt der Ausspruch "Die Summe der Teile ist größer als das Ganze", was wohl so zu interpretieren ist, dass die Behandlung der einzelnen Verletzungen auf einmal die Summe dessen, was der Körper verarbeiten kann, übersteigt.
Denn jede Operation zur Behandlung einer Verletzung bedeutet ein weiteres Trauma für den Körper.

Bildlich gesprochen: Der Arzt hat eine Badewanne mit einem bestimmten Fassungsvermögen vor sich. In der Wanne befindet sich eine bestimte Menge an Flüssigkeit. In diese Wanne legt er nun den Patienten mit Polytrauma hinein. Der Flüssigkeitsspiegel steigt. Im Idealfall nicht über den Wannenrand. Der Patient überlebt. Was aber ist, wenn in der Wanne schon Aristoteles liegt? Also unsichtbar sich in der Flüssigkeit eine Vorerkrankung, eine weitere Verletzung etc. liegt? Kommt dann der Patient in die Wanne, dann läuft sie über.
Oder so ähnlich.:-)
Auf jeden Fall eine sehr spannende Vorlesung! Meine erste Medizinvorlesung überhaupt und ich muss sagen; bei so einem Lehrer hätte mir mein Studium manches Mal mehr Spaß gemacht.


10.05.2012

Wieder Auto mobil

Knapp sieben Monate nach meinem Unfall habe ich mir wieder ein Stück "altes" Leben zurück erobert: ich bin wieder mobil, meine Garage wird wieder von einem Auto bewohnt, das mich getreulich von A nach B bringt.
Zum Glück verbinde ich mit dem Autofahren keinerlei negativen Gefühle, eine Erinnerung an das Ereignis habe ich immer noch nicht und so hatte ich von Anfang an keine Probleme, wieder in einem Auto zu sitzen.
Ausserdem fahre ich gerne Auto, auch anspruchsvolle spannende Strecken und daran hat sich zum Glück nichts geändert.


20.04.2012

Der Verlust der Privatsphäre

in einem Krankenhaus war ganz schön heftig. Und wird es auch immer bleiben.

Auch wenn man das Glück hat, nur hin und wieder einen Bettnachbarn zu bekommen (in den sechs Wochen habe ich fünf Patienten "verschlissen"), ist es doch eine gewaltige Umstellung gewesen. Allein das Gefühl, wegen jeder Kleinigkeit jemanden rufen zu müssen, morgens gewaschen werden zu müssen, weil man sich weder adäquat bewegen kann noch die Kraft dazu hat. Aber für mich das Schlimmste war das auf dieToilette zu gehen. Da liegt man auf diesem Topf und nebenan liegt ein völlig Fremder und bekommt das alles mit. Keine Möglichkeit auch für den Bettnachbarn, das nicht hautnah miterleben zu müssen.
Als Schicksalsgemeinschaft auf Gedeih und Verderb aneinander gekettet. Bei Besuchen bekommt man zwangsläufig die Familieninterna mit, bei der Arztvisite erfährt man die Diagnosen des Nachbarn, die sonst eigentlich nur den Angehörigen noch mitgeteilt werden.
Und wenn es mal was zu diskutieren gibt, was normalerweise innerhalb der eigenen vier Wände bleibt oder bleiben soll, dann muss man eben in dieser Hinsicht Abstriche machen.
Aber ob man will oder nicht, man wird in das Leben eines Fremden mit hineingezogen und gibt gleichzeitig auch einen gehörigen Teil seines Privatlebens auf.

Dabei würde manchmal ein Vorhang zwischen den Betten, den man nach Bedarf vorziehen kann, einige peinliche und als unangenehm empfundene Momente verhindern.

Die Gnade der Amnesie....

oder sollte sich das Vergessen im Nachhinein als Nachteil erweisen?
Fakt ist, dass ich an den Unfall keinerlei Erinnerung mehr habe; ja es fehlen ganze Teile des Tages. So war es mir bisher nicht möglich, mich aktiv an das zu erinnern, was ich anhatte. Nur durch das Fehlen bestimmter Kleidungsstücke kann ich heute nachvollziehen, was es war.
Gut, nicht dass das besonders wichtig ist, aber was mir fehlt ist das Erleben des Unfalls. Der Grund für meine Situation heute und des letzten halben Jahres.
Nur die Aussage "Du hattest einen schweren Unfall" und die Bilder von meinem zerstörten Auto, die Filme auf Youtube und Polizeiberichte beweisen mir, dass ich tatsächlich einen Unfall hatte.
Und natürlich meine Verletzungen. Aber die hätten genausogut von einem Absturz, Treppensturz, Fahrradunfall etc. stammen können; rein erinnerungsmäßig.
Es fehlt der Grund, die Ursache, das Schmerzerlebnis.
In einem Moment fährst Du entspannt auf der Landstrasse und im nächten Moment liegst Du eingegipst und bewegungsunfähig in einem Klinikbett.
Der Grund dafür und die Zeit vom Unfall bis zu diesem Realisierungsmoment (immerhin 8 Tage) sind einfach nicht existent. Auch danach liegen die Tage im Nebel, mal mehr, mal weniger, je nachdem.

So kann ich mich heute nicht mehr daran erinnern, wann ich das erste Mal den ersten Besuch wahrgenommen habe. Dass meine Familie in der ersten Woche vollständig an meinem Bett versammelt war, daran kann ich mich nicht erinnern. Stimmen, das Gefühl, dass ich einmal Nahrung über eine Sonde bekommen habe und dass ich geredet habe; das sind die einzigen Erinnerungen an diese Woche. Aber keine Bilder, obwohl ich meine Augen geöffnet gehabt hatte.
An die zahlreichen Operationen habe ich ebenfalls keine Erinnerung. Weder an die des Sprunggelenks, noch an die des Oberschenkels oder Unterarms. Auch die Halskrause, die ich tragen musste, ist mir heute nicht mehr erinnerlich.
Auch das Erwachen auf der Normalstation; plötzlich war ich da. Nicht dieses melodramatische mit den Augen blinzeln und langsam zu sich kommen. Nein, irgendwann setzt die Erinnerung wieder ein, einfach so. Ob ich davor schon wieder bei mir war und nur durch die starken Schmerzmedikamente zu benebelt war; keine Ahnung.
Vielleicht verdrängt das Gehirn diese schwammige Zeit des Halbdämmerns gnädigerweise. Als Selbstschutz sozusagen.
Aber das Erinnern, oder wenigstens Schmerz sind ein wichtiger Indikator für das Empfinden und Begreifen eines solch traumatischen Geschehens. Wenigstens für mich.

Nur mein rechtes Bein

hat nichts!
Dafür hat meine linke Seite die volle Breitseite abbekommen.
Vorallem mein linker Oberschenkel. Und das linke obere Sprunggelenk. Und das linke Schulterblatt. Und der Dornfortsatz vom HWK 2. Und das linke Ellenbogengelenk. Humerus, Ullna und Radius.
Aus der Reihe tanzt da etwas der rechte Unterarm und das rechte Ohr.
Dazu ein Pneumothorax links, Beckenprellung links.
Aber wie gesagt, als einzige Extremität ist mein rechtes Bein nur mit Hämathomen davon gekommen.
Und das bei einem Frontalzusammenstoß. Gut, etwas von der Mitte versetzt zur Fahrerseite, aber nur minimal.
Das hat man davon, wenn man mit einem Kleinwagen im Strassenduell antritt. Da schiebt es eben mal kurz den Motorblock samt Pedalen nach innen.

Samt Fahrersitz. Mein Laptop kann ein Lied davon singen. Das wähnte sich hinter dem Fahrersitz sicher und dann kommt plötzlich der Sitz aus der Führung nach hinten geschoben. Oder rutschte das Auto ohne den Sitz nach vorne? ;-)
Egal, auf jeden Fall bekam die Tasche einen mächtigen Schlag ab; die Spuren an meinen Notizbüchern und dem Laptop zeugen davon.
Zum Glück hatte ich niemanden mitgenommen, den hätte es auf jeden Fall auch erwischt.
Und ich bin jetzt in Besitz von solch langen "Ami-Krücken". Wegen der Ärmm, wie das hier so schön heisst.
Lassen sich später auch als Rankhilfe für Tomaten verwenden. Oder so;-)


19.04.2012

Es begann im Oktober...

2011.
Es war ein trockener Nachmittag, als auf einer badischen Landstrasse ein ungleiches Duell ausgetragen wurde. Der eine Duellist ein Van, der andere ein Polo.
Ohne voneinander zu wissen machten sich die beiden auf, ihr jeweiliges Ziel zu erreichen; der erste im Süden, der zweite im Norden. Auf der Höhe des kleinen Ortes N. trafen sich die beiden.
Im wahrsten Sinne des Wortes...
Einer davon war ich. Richtung Norden war mein Ziel, nach diesem Zusammentreffen lag mein Ziel etwas westlicher.
Ihr ahnt es, ich war der Polo!
Den Weg zur nächstgelegenen Klinik legte ich mit Christoph 53 zurück; Mist, einmal ein Hubschrauberflug und ich kriege nichts mit!
Auch die Heerscharen von Helfern, Notärzten, Feuerwehrleuten und Sanitätern habe ich nicht mehr registriert. Obwohl sie fast eine Stunde vor Ort mit mir beschäftigt waren.


Seitdem hat sich mein Leben verändert.